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Wenn um 3:20 Uhr die Alarmsirenen durchs Quartier heulen und aus dem Megafon das Kommando zum Abmarsch in die dunkle Nacht drängt, dann schrillen in diesen Zeiten erstmal mehr als nur ein paar Übungssirenen durch den Kopf. Mosbach im Oktober. Ein Trainingsgelände, dass alle Einrichtungen aufweist, um Schuh-Entwicklungstheorie in knallharte Einsatzrealität zu transferieren. Ein Szenario für die Schuhentwickler von HAIX, um ihre Produkte selbst zu testen. Unter Einsatzbedingungen, für die sie gemacht sind.

Die Nacht ist schwarz, die Hand vor Augen kaum zu erkennen, geschweige denn der nächste Fußtritt. ‚Bergen einer abgestürzten Helikopter-Crew‘, lautet der Auftrag. Die ersten zwei Kilometer führen im Laufschritt über stockdunkle Waldwege und taunasse Wiesenpfade. Ab und an blinkt das Rotlicht einer Stirnlampe zur Orientierung. Der Rest ist Dunkelheit. „Licht würde uns in realen Einsätzen sofort verraten“, sagt Chief-Instructor T. Er ist Profi mit Erfahrung aus ungezählten sicherheitsrelevanten Einsätzen auf der ganzen Welt. An diesen zwei Tagen leitet er das „HAIX Trainings Camp“ für die Abteilung Forschung und Entwicklung des bayerischen Schuhherstellers.

Unter einem lichtdichten Regenüberwurf liegen drei Leute aus der Gruppe auf dem unwirtlichen Boden. Stirnlampen erhellen darunter Einsatzorte auf der topografischen Karte. Es gibt kein GPS. Nur Kompass, Karte und Koordinaten. Es ist nass. Es ist kalt. Das Terrain lässt sich nur erahnen. Spätestens jetzt schleicht sich der kleine Zusatz aus der Veranstaltungs-Agenda zurück ins kollektive Gedächtnis: „Nehmt genügend Wechselkleidung mit – die schmutzig werden darf.“ Willkommen in der Einsatz-Realität.

Schuhe unter realen Bedingungen zu testen, besondere Anforderungen zu erkennen, auf eventuelle Schwachstellen zu prüfen und ständig zu verbessern – das ist die Idee, die hinter solchen Workshops steckt. „Wir wollen nicht nur vom Papier lesen, welche Anforderungsprofile unsere Schuhentwicklungen erfüllen sollen“, sagt Thomas Singer, Leiter Forschung und Entwicklung bei HAIX: „Wir wollen auch verstehen, was sich hinter diesen Begriffen verbirgt, um die Schuhe für den realen Einsatz ständig zu optimieren.“

Auf langen Kilometern durch unbekanntes Terrain mit steilen Böschungen und knietiefen Wassergräben, über weite Strecken mit einem 70 Kilo-Dummy auf der Trage oder Holzstämmen auf den Schultern, rückt das erlebte Anforderungsprofil der Schuhe mit jedem Schritt ein Stück näher.

Kein Kaffee, kein Croissant, kein Käsebrötchen – es ist 13:00 Uhr vorbei, zehn Stunden und über 20 Gelände-Kilometer nach dem Wake-Up-Alarm, als das erste Essen für die im normalen Alltag in Espresso-Maschinen-Reichweite arbeitenden Schuhdesigner bereit steht. „Fehlende Verpflegung erhöht das Stress-Level und steigert das Realitätsszenario“, wird der Ausbilder später sagen, als die Helikopter-Crew geborgen ist und alle weiteren Einsätze erfolgreich abgeschlossen sind.

Es sind mehr als nur ein paar Worthülsen, wenn dann im Anforderungsprofil steht: Auf den Stiefel muss Verlass sein. Er muss bequem sein und dabei Stabilität bieten. Egal ob lehmige Ackerfurchen, Ast- und Wurzelgeflechte oder lose Abhänge, der Schuh muss Halt bieten. Der Stiefel muss dem ‚Fast Roping‘, dem schnellen Abseilen vom 15 Meter hohen Turm (wie am Vortag bereits getestet), standhalten und ebenso im Trümmerfeld eingestürzter Gebäude ein sicherer Schutz für die Füße sein. Und er soll die Socken trocken halten – zumindest solange das Wasser nicht von oben reinläuft: Bei Kilometer 19 das unvermeidbare, knietiefe Szenario.

„Echt hart“, hört man eine leise Stimme später in der Basisstation sagen. Ein Kollege stimmt unisono mit einer Kollegin wortlos zu. „Das ist kein Abenteuerspielplatz für uns“, merkt Thomas Singer an. Schuhentwickler erfahren Anforderungsprofile von Schuhen oft rein aus dem Notizblock der Verkaufsabteilung. Bei HAIX gehen wir bewusst einen Schritt weiter und simulieren typische Szenarien aus dem Alltag und dem Training von polizeilichen, militärischen und anderer Spezialeinheiten. „Damit wollen wir die PAINs & GAINs noch weiter herausfinden und verstehen, unter welchen Kriterien die Schuhe letztendlich zu bewerten sind.“   

Dass sich auch der Firmenchef bei solchen Veranstaltungen voll ins Team einbringt, untermauert den Stellenwert, den der bayerische Funktionsschuhspezialist solchen Stress-Tests unter Realbedingungen beimisst. Sie sind ein weiterer, wichtiger Qualitäts-Aspekt von HAIX und seinem Bekenntnis: Wir fertigen Schuhe für den realen Einsatz und sind dabei „100 % Made in Europe“.