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Tragetest am Ursprung

Nachhaltigkeit ist ein Prozess – und wir testen neue Wege, um uns stetig zu verbessern. Von unseren insgesamt 63.000 Tonnen CO₂e entstehen 15.000 Tonnen in der Leder-Supplychain. Leder ist durch seine Robustheit und natürliche Funktionalität ein wertvoller und wichtiger Hauptrohstoff für unsere Schuhe. Parallel wollen wir bis 2030 unsere Scope-3-Emissionen um 25 % im Vergleich zu 2023 reduzieren.

Als möglichen Hebel zu einer besseren Ökobilanz starten wir deshalb einen Tragetest mit Leder aus nachhaltiger, tierfreundlicher Haltung. Auf diese Weise können wir die gesamte Leder-Lieferkette ökologisch, sozial und ökonomisch verbessern. Mit Fokus auf regionale Wertschöpfung, kurze Transportwege und regenerative Landwirtschaft zeigen wir, dass hochwertiges Leder auch umweltschonend, transparent und zukunftsfähig produziert werden kann.

CO₂-Äquivalent

Vor allem im Bereich der Emissionsberechnung stößt man hin und wieder auf die Abkürzung CO₂e. Diese steht für CO₂-Äquivalent. Diese Maßeinheit macht verschiedene Treibhausgase in ihrem Klimaerwärmungspotenzial vergleichbar, indem sie zeigt, wie viel Kohlenstoffdioxid sie entsprechen würden. Methan beispielsweise hat ein durchschnittlich 25 Mal höheres Erwärmungspotenzial im Vergleich zu Kohlenstoffdioxid. Eine Tonne CH4 würde damit 25 Tonnen CO₂e entsprechen.

Das BLOCK HOUSE Rinderaufzuchtprogramm

In einem ersten Schritt testen wir Leder aus dem BLOCK HOUSE Rinderaufzuchtprogramm. Die Partnerlandwirte, die Teil des Programms sind, züchten vorrangig die regionale Rinderrasse Uckermärker. Die Tiere werden auf der Weide oder im Offenstall gehalten und haben mindestens doppelt so viel Platz wie gesetzlich vorgeschrieben. Die Landwirte achten auf regionale, gentechnikfreie Futtermittel – größtenteils aus eigener Produktion. Medikamente wie Antibiotika werden nur im Krankheitsfall und auf tierärztliche Verordnung eingesetzt.

Die extensive Tierhaltung ermöglicht den Tieren ein natürliches, artgerechtes Aufwachsen. Die Zuchtherden der Agrar GmbH Groß Lüben beispielsweise entwickeln natürliche Verhaltensweisen, wie das gemeinsame Aufziehen der Kälber oder die Verteidigung im Kreis vor Fressfeinden. Auf den Weiden und im Offenstall können die Rinder laufen, sich schubbern und im Sozialverband leben.

Grünlandmanagement und Weidehaltung haben gegenüber konventioneller Stallhaltung große Vorteile für Umwelt und Natur. Die großen Flächen fördern Biodiversität und bieten Lebensraum für heimische Pflanzenarten, Insekten und Vögel. Fruchtfolgen – also der Wechsel verschiedener Pflanzenarten auf einem Acker – erhalten die Bodenfruchtbarkeit besser als Monokulturen. Durch extensives Wirtschaften kann zudem wertvoller Humus aufgebaut werden, der CO₂ speichert.

Prototypen im Tragetest

Die meisten Lederschuhe werden aus dickem Bullenleder gefertigt. Leder von weiblichen Kühen (Färsenleder) ist meist dünner. Kühe, die sich bewegen, Rangkämpfe austragen, sich wälzen und schubbern können, haben Narben, Struktur und andere kleine Merkmale auf der Haut, die bisher bei Lederschuhen als unerwünscht galten.

Mit einer ersten Reihe von Testschuhen in den Bereichen Feuerwehr, Polizei und Workwear prüfen wir, ob Leder mit optischen Merkmalen bei den Endkund*innen auf Akzeptanz stößt. Neben den Praxistests, beispielsweise in landwirtschaftlichen Betrieben, unterziehen wir die Schuhe zahlreichen Labortests, denn Qualität und Langlebigkeit dürfen nicht eingeschränkt werden.

Nachhaltigkeit beginnt nicht beim fertigen Produkt, sondern beim Ursprung. Mit diesem Tragetest gehen wir den richtigen Weg: für mehr Transparenz, Verantwortung und Zukunftsfähigkeit in der Lederverarbeitung. Es ist ein erster Schritt auf einem langen Weg – einer, den wir mit Überzeugung gehen.